14. August 2024·in Hinter den Kulissen·6 Minuten Lesezeit

„Zeiten für ein gutes Risikomanagement“ [Interview]

Risikomanagement-Bereichsleiterin Christiane Zinner im Interview.

Welche bankgeschäftlichen Risiken gibt es? Und wie komme ich überhaupt ins Risikomanagement? All das sind Fragen, die wir an die Bereichsleiterin des Risikomanagements bei der bank99, Christiane Zinner, gestellt haben. Bei einem Punkt sind wir uns jedenfalls einig: Risikomanagement ist die Lösung für viele Probleme und der Bereich ist auf Zusammenarbeit angewiesen!

Wofür ist das Risikomanagement der bank99 zuständig?  

Wir sind dafür verantwortlich, alle bankgeschäftlichen Risiken zu identifizieren, zu managen und zu steuern. Dazu gehört die Erstellung von Regelwerken, die eingegangene Risiken umfassen. Generell müssen Kreditrisiken, Marktrisiken und operationale Risiken verstanden und begrenzt werden. Kreditrisiken betreffen vereinfacht gesagt die Gefahr des Ausfalls der Zahlungsverpflichtungen unserer Kund*innen. Marktrisiken beziehen sich auf negative Veränderungen auf dem Markt. Operationale Risiken umfassen beispielsweise Betrug oder Fehler im täglichen Tun. 

Klar ist: Ein Bankgeschäft ohne Risiken ist nicht möglich und daher ist ein verantwortungsvolles Risikomanagement für uns als Bank unerlässlich.

Für welches Problem ist dein Bereich eine Lösung?  

Risiko ist immer da, wo es Unsicherheiten gibt. Das Risikomanagement der bank99 ist die Lösung für alle Aspekte, die mit bankgeschäftlichen Risiken verbunden sind. Beispielsweise liefern wir wesentliche Inputs zu Kreditvergaberegeln und Limiten hinsichtlich der Steuerung unserer Zinsrisiken oder bei der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen gegen Cyberrisiken.

Mit welchen Programmen arbeitet ihr? 

Wir arbeiten intensiv mit Risikomodellen. Dafür nutzen wir verschiedene Statistik-Softwares, wie zum Beispiel SAS, R oder Python. Wir modellieren und analysieren große Datenmengen, um schlussendlich Modelle zu erstellen, die unsere Entscheidungen fundieren. Darüber hinaus verwenden wir natürlich auch gängige Programme wie Excel oder PowerPoint.

Welche externen Herausforderungen gibt es für euch?  

Für uns als Retail-Bank sowie für unsere Kreditnehmer*innen ist aktuell noch immer die KIM-Verordnung eine große Herausforderung: der Immobilienkauf wird damit gerade für junge Menschen deutlich erschwert. Andererseits sehen wir aktuell schon Rückgänge auf der Zinsseite, die die Kreditkund*innen bald entlasten dürften. Das ist für Sparer*innen und für uns aus Sicht der Gesamtbanksteuerung allerdings durchaus auch herausfordernd.

Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO)

Die Eckpunkte: Eine zumindest 20-prozentige Eigenkapitalquote, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf.

Kleine Zeitung

Bleiben wir kurz bei der KIM-Verordnung. Was habt ihr mit dieser zu tun? Und wie ist deine Meinung zur Verordnung? 

Wir überwachen, dass wir als bank99 die Vorgaben der KIM-Verordnung bei der Kreditvergabe einhalten.

Außerdem müssen wir die Ausnahmekontingente ständig im Blick behalten. Durch diese begrenzten Kontingente sollen auch Finanzierungen ermöglicht werden, die zwar die Schwellenwerte der Obergrenzen überschreiten, bei denen der oder die Kreditnehmer*in allerdings ausreichend kreditwürdig ist oder entsprechende Kreditsicherheiten vorweisen kann.

Diese Regelung beinhaltet meiner Meinung nach jedoch eine gewisse Ungerechtigkeit: Wer zu Beginn eines Ausnahmekontingent-Zyklus einen Kredit beantragt, bekommt ihn möglicherweise noch. Wenn das Kontingent ausgeschöpft ist, gibt es allerdings keine Chance mehr auf einen Kredit.

Mit welchen Bereichen oder Partnern arbeitet ihr am meisten zusammen?  

Wir arbeiten mit vielen Bereichen der bank99 zusammen. Im Produktzyklus ist das Risikomanagement von Anfang an involviert, weswegen es eine enge Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement erfordert. Dabei müssen wir uns bei jedem neuen Produkt mit der Frage auseinandersetzen, welche Risiken damit verbunden sind. Auch bei neuen Kund*innenbeziehungen spielen wir eine wichtige Rolle, vor allem wenn es um Kreditkund*innen geht. In der Gesamtbanksteuerung, vor allem in der Steuerung von Liquiditäts- und Zinsrisiken, arbeiten wir eng mit dem Treasury zusammen.

Für das Reporting kooperieren wir intensiv mit Finanzen, insbesondere bei der externen Kommunikation unserer Zahlen und Risiken. Hier kommt auch unser Mutterkonzern, die Post, ins Spiel. Zudem gibt es Verbindungen zu anderen Bereichen im Haus, wie Operations – zum Beispiel wenn es um die operative Kreditprüfung geht oder Corporate Service, wenn es um Kommunikation mit OeNB und FMA geht.

Welche Superpower würdest du dir für dich und deinen Bereich wünschen?  

Ganz klar: Die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen. Es wäre super praktisch, immer bereits im Vorhinein zu wissen, welche Risiken auf uns zukommen und wovor wir uns in Acht nehmen müssen. Und umgekehrt, welche Risiken wir getrost ignorieren könnten, um unsere Energie auf die wirklich wichtigen Themen zu konzentrieren.

Wir haben jetzt einen guten Einblick in das Risikomanagement der bank99 bekommen. Nun möchten wir noch etwas zu deiner Person wissen. Bist du im privaten Leben ein risikoversierter Mensch?  

Das kommt darauf an. Ich bin in vielen Dingen risikofreudig. Vor allem, wenn ich neue Dinge ausprobieren kann. Ich lasse mich gerne auf Unbekanntes ein oder erkunde fremde Länder.

Es gibt aber auch Dinge, in denen ich überhaupt nicht risikofreudig bin. Bei großer Höhe hört für mich zum Beispiel das Risiko – und der Spaß – auf.

Welche Tipps hast du, um im Risikomanagement einer Bank Fuß zu fassen? 

Ein Interesse an der Finanzwelt und am Bankgeschäft ist auf alle Fälle notwendig. Das Risikomanagement der bank99 umfasst viele Themen, sodass ein breites Spektrum an Interessen und Kompetenzen gefragt ist. Wenn ein grundlegendes Interesse vorhanden ist, gibt es viele verschiedene Spezialisierungen oder Nischen, um aktiv zur strategischen Ausrichtung und Risikosteuerung der Bank beizutragen.  

Was ist dein wichtigster Karrieretipp? 

Scheut euch nicht davor, schwierige Aufgaben zu übernehmen! Jede Herausforderung ist eine Chance, sich zu beweisen und wahrgenommen zu werden. Es braucht Mut, Einsatz und die Bereitschaft, Lösungen zu finden und Herausforderungen anzunehmen.

Besonders an alle Frauen: Habt keine Angst davor, Karriere zu machen. Es ist möglich Kinder und Karriere zu vereinen!

Über Christiane Zinner 

Christiane ist seit April 2022 Bereichsleiterin für das Risikomanagement der bank99.  

Katharina

Katharina

Katharina schreibt für uns über die Themen Geld, Zukunft und Nachhaltigkeit. 😊

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